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Donnerstag, 15. November 2012permalink

Ortwin Bickhove-Swiderski schreibt 300-seitiges, recherchereiches Buch

Seit 22 Jahren lebt Ortwin Bickhover-Swiderski in Dülmen – genauer gesagt in Rorup –, und in all den Jahren hat er sich intensiv mit der Dülmener Heimatgeschichte auseinandergesetzt. Besonderes Augenmerk hat er seit jeher auf die Zeit des Nationalsozialismus in der Tiberstadt und in den Ortsteilen gelegt. Nun hat er unter dem Titel „Dülmen unterm Hakenkreuz“ ein insgesamt 306-seitiges Buch verfasst, in dem er die Zeit des „Dritten Reichs“ und die Zeit davor und danach faktenreich und intensiv recherchiert darlegt – versehen auch mit einem Fußnotenapparat. Gestern stellten der Verfasser und Lothar Geisler aus Dülmen, Geschäftsführer des Neue Impulse Verlag in Essen, der das Buch herstellt und vertreibt, das in einer 200er-Auflage im Digitaldruck hergestellte Werk öffentlich vor.

Franz von Papen auf der Titelseite

Eindrucksvoll ist da bereits das Titelbild – eine von zahlreichen historischen Abbildungen, die in dem Buch abgedruckt sind. Es zeigt Franz von Papen, wie er 1933 in Dülmen persönlich seine Ernennung zum Ehrenbürger Dülmens in Empfang nimmt und, auf der Treppe der Marktapotheke stehend, eine Parade abnimmt.

„Dieses Bild zeigt schon, dass der Nationalsozialismus kein Betriebsunfall war, sondern aus der Mitte der Gesellschaft kam. Schließlich war Franz von Papen ja nicht etwa Mitglied der NSDAP, sondern der katholischen Zentrumspartei“, so Bickhove-Swiderski, der für die Recherche zu diesem Buch 400 bis 500 Akten in verschiedenen Archiven studiert hat und über Fernleihe sich zehn Dutzend Bücher hat zuschicken lassen.

Organisationshandbuch der NSDAP als Quelle

So unter anderem das Organisations-Handbuch der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei). „Es war zwar nicht die erste Auflage – die hatte ein Professor für Jahre für Forschungen ausgeliehen –, sondern eine Folgeauflage. Aber für meine Zwecke reichte das“, so Bickhove-Swiderski, der seit vielen Jahren Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds in Dülmen ist. Im Antiquariat kostet so ein Buch, wenn es überhaupt mal greifbar ist, 800 bis 1 000 Euro. Ebenso pflegte der 56-Jährige regen E-Mail-Verkehr mit Stadtarchiven beispielsweise in Hamm, Herne, Warendorf, Coesfeld, Detmold und Lippe, um ein paar Orte zu nennen, wo Nazigrößen aus Dülmen hingezogen waren.

Ausgehend von der Gründung der NSDAP in Dülmen im Jahre 1924, die damit eine der ältesten NSDAP-Ortsgruppen in Deutschland war, zeichnet Bickhove-Swiderski die Struktur der Partei und ihrer Unterorganisationen auf und schildert die nationalsozialistische Politik und ihr Handeln in Dülmen. Das Schicksal der Gewerkschaft, der Juden, Ereignisse wie Verfolgungen von Widerständlern wie von der KPD.

Auch die führenden Köpfe der NSDAP werden vorgestellt und ihr Wirken gezeigt – und auch ihr Verbleib nach dem Zweiten Weltkrieg. So etwa bei der „Entnazifizierung“, aber auch insbesondere bei Gerichtsverfahren, bei denen sie sich für ihre Verbrechen und Taten in der Nazizeit verantworten mussten. Milde Urteile und Umdeutungen von Täter/Opfer waren da die Regel. Auch der Verbleib der Dülmener Juden wird in dem Buch dargestellt.

Arbeitsbuch, nicht zuletzt für Schüler

„Mit dem Buch habe ich ein auch kapitelweise lesbares Arbeitsbuch vorgelegt, das sich an alle Dülmener, vor allem aber auch an Schüler richtet, die damit weiterarbeiten können“, so Ortwin Bickhove-Swiderski, der noch einen Traum hat: „Vielleicht hat ja jemand noch Unterlagen und/oder ein Bilderalbum aus der Zeit des Nationalsozialismus bei sich zu Hause und gewährt mir die Möglichkeit, dies wissenschaftlich auszuwerten. Das wäre superklasse. Damit könnte ich mein Buch noch ergänzen oder um einen Nachtrag erweitern“, so der Roruper.

Quelle:
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