Immer schon hatte er Interesse an diesen alten Traktoren, das sich dann Anfang der 70er Jahre verstärkte. „Da konnte man einen Lanz noch teilweise zum Schrottpreis bekommen. Ich hatte mir dann nach und nach einige Lanz Bulldogs zugelegt.“ Als dann das Oldtimertreffen in Mode kam, stieg die Nachfrage enorm und die Preise zogen stark an. „Es sind zwischen 1921 und 1959 über 200 000 Lanz Bulldogs gebaut worden. Heute existieren noch schätzungsweise rund 1 500. Viele, die in Übersee gelaufen sind, sind wieder zurückgekauft worden, weil die Nachfrage so groß war.“ Seinen zweitältesten „Glühkopf-Bulldog“, Baujahr 1938, erwarb der Roruper von einem Betrieb in Nottuln. „Ursprünglich kam er von einem Versuchsgut in Soest.“
Ernst Letterhaus war Anfang der 90er Jahre Mitbegründer der Oldtimerfreunde Karthaus. Hier fanden jährliche Treffen statt. „Als sich dann die Tierklinik dort ansiedelte, war das Oldtimertreffen auf der Karthaus verboten. Danach fanden sie mehrmals auf meinem Anwesen statt, wobei auch Ackerfurchen gezogen wurden. Das letzte Oldtimertreffen war bei mir 2010.“ Höhepunkt war im vergangenen Jahr die von ihm initiierte 10. deutsche Meisterschaft im Oldtimerpflügen mit dem Regionalentscheid Leistungspflügen auf seinem Lanz-Bulldog-Hof.
Einen Sonderstatus hat in der Bulldog-Reihe von Ernst Letterhaus der Lanz von 1955. „Mein Vater hat ihn damals für 8 100 D-Mark neu gekauft – und auch heute noch wird er für die tägliche Arbeit eingesetzt. Er war stets zuverlässig und besitzt immer noch den ersten Motor. Die Maschine hat sich auf unserem Hof schon mehr als bezahlt gemacht“, so Ernst Letterhaus, der eine Faustregel hat: „Wenn bei den Bulldogs Öl drauf ist, ist der Verschleiß sehr gering“, weiß Ernst Letterhaus, der als Landwirt mit Schweinemast und Viehhändler im Einsatz war. „Mein Sohn Andreas hat den Betrieb vor fünf Jahren übernommen. Ich springe ein, wo Not am Mann ist.“ Und das kommt häufig vor.
Neben seiner umfangreichen Hoftätigkeit ist der heute 71-Jährige auch im Heimatverein Rorup verstärkt engagiert, wo er seit 1994 Vorsitzender ist. Am Samstagnachmittag hatte er noch eine Fahrradroute mit Josef Saalmann vom Vorstand der Heimatfreunde Lette ausgearbeitet, die er am heutigen Mittwoch auch leitet. Am ersten und dritten Mittwoch im Monat bietet der Heimatverein die um 14 Uhr auf dem Roruper Kirchplatz beginnenden „Pättkestouren“ an, geleitet von verschiedenen Personen.
Gut erinnern kann sich Ernst Letterhaus noch an ein ungewöhnliches Erlebnis: „Wir haben bis in die 70er Jahre hinein Getreide für die Schwestern im Kloster Maria Hamicolt gemäht. Als wir Anfang der 60er Jahr einmal wieder auf dem Weg dorthin waren und an der Klostermauer vorbeikamen, griffen uns Schwärme von Bienen an. Dort hatte es wohl damals 30 bis 40 Bienenvölker gegeben. Ein Mitarbeiter flüchtete. Ich saß vorne auf dem 55er Lanz und hielt instinktiv meinen Kopf über den Auspuff des Treckers, um weiterfahren zu können. Die Abgase vertrieben die Bienen, und ich kam mit einem gehörigen Schrecken davon.“
Alle zwei Jahre fährt Ernst Letterhaus mit seiner großen Dreschmaschine auch nach Coesfeld zum Brauhaus Stephanus zum Oldtimertreffen. „2013 werde ich dort wieder am Schaudreschen teilnehmen.“
Gern gesehen sind einige seiner Lanz Bulldogs auch bei guten Bekannten und Freunden: „Immer mal wieder bekommen sie von mir Lanz Bulldogs für Oldtimertreffen ausgeliehen“ – wie vor kurzem noch (die Streiflichter berichteten) Sebastian Albers.