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Donnerstag, 5. Mai 2011permalink

Margit und Werner Moser fuhren 800 Kilometer durch die Wüste. „Tagelang keine Touristen gesehen“

Coesfeld/Rorup. Wenn Margit und Werner Moser ihren Urlaub planen, dürfen die eigenen Fahrräder im Reisegepäck nicht fehlen. Diese gehören nämlich bei den Rorupern genauso dazu wie die Zahnbürste oder frische Unterwäsche. Für die beiden Kaufleute eines Bekleidungsfachgeschäftes in Coesfeld war die Tour durch das Sultanat Oman mit Abstand die exotischste Reise bisher.

Die gebürtigen Österreicher legten insgesamt 800 Kilometer auf ihren Fahrrädern, quer durch die Wüste zurück – und das alles ohne eine Panne! Nach der Ankunft in der Hauptstadt Muscat musste das Ehepaar Moser schnell feststellen, dass ein Radfahren mit Gepäck in dieser Region schier unmöglich schien, da die Straßen weitgehend zu dreispurigen Stadtautobahnen ausgebaut sind und ein sehr hohes Verkehrsaufkommen herrscht. „Für Radfahrer gibt es natürlich keinen Seitenstreifen, da im Oman so gut wie keine Radfahrer unterwegs sind, berichtet der 59-Jährige.

Am Heck ihrer Räder flatterte stets die österreichische Flagge. Doch auch ohne diese sind die Wahl-Roruper als Touristen unübersehbar gewesen. „Auf der Straße wurden wir von jedem zweiten Auto angehupt und man hat uns zugewunken, da ein Radfahrer mit viel Gepäck doch für die Omanis ein Exot ist“, schmunzelt Margit Moser und erinnert sich weiter, dass „uns ein älterer Herr mit seinem Wagen langsam überholte, dann stehen blieb, die Scheibe herunter drehte und fragte, woher wir kämen. Doch im Laufe des Gespräches stellte sich heraus, dass er eigentlich nur seinen Enkeln im Auto einmal Radfahrer aus nächster Nähe zeigen wollte.“ Gewöhnlicher waren da schon eher die Dromedare, die unbekümmert die Straße überquerten. Während ihrer zweieinhalbwöchigen Reise stoppte das Ehepaar immer wieder an diversen Sehenswürdigkeiten – davon hatte der Wüstenstaat einige zu bieten. Nizwa zum Beispiel ist für traditionelle Schmiedekunst bekannt. „Darüber hinaus kann man auf dem Souq (Markt) so ziemlich alles kaufen – von lebenden Hühnern bis hin zu Silberschmuck“, sagt die 54-Jährige. Von da aus ging es weiter nach Al-Hamra, wo sie im Bergdorf Misfah in alten Lehmhäusern, von denen nur noch vier bewohnt sind, übernachteten. Auf der Reise führte der Weg auf das 60 kilometerentfernte Hochplateau „Jebel Shams“ auf 2 000 Metern Höhe. „Am Rande des Plateaus brechen die Felsen nahezu senkrecht zu einer zerklüfteten Schlucht ab, sozusagen dem ‚Grand Can- yon‘ des Omans“, grinst der Kaufmann. Der Ausblick war unbeschreiblich. „Wir blickten auf ein fast 1 000 metertiefergelegenes Trockenflusstal, über dem hoch in der Luft die Greifvögel ihre Kreise zogen.“ Das Ehepaar Moser kann über ihre Erlebnisse fast ein Buch schreiben: In Ras al-Hadd beginnt das Schutzgebiet für Meeresschildkröten. „Fünf der sieben weltweit existierenden Meeresschildkröten-Arten kommen zur Eiablage an die Küste Omans oder leben in den Gewässern des Landes“, schwärmte Margit Moser. „Man kann sich eine Genehmigung besorgen und mit einem Ranger am Abend sich auf die Suche nach Schildkröten machen. Wir haben uns eine Genehmigung besorgt und haben eine 140 kilogrammschwere Schildkröte aus nächster Nähe bei der Eiablage beobachtet.“

In der nordöstlichen Provinz des Omans führte die Tour durch Regionen, in der ihnen tagelang keine Touristen begegnet sind. „Wir haben auch schon mal im Zelt geschlafen und in den einheimischen Lokalen gegessen. Die Gastfreundschaft der Omanis ist außerordentlich herzlich, wir wurden sogar des öfteren in ihre Privathäuser eingeladen. Nicht selten wurden uns auf einsamer Landstraße von Autofahrern Wasser und Datteln angeboten.“

Das Sultanat Oman wird den Mosers noch lange in Erinnerung bleiben. „Viele denken beim Oman direkt an Sindbad, Weihrauch, die Wüste, an Kamele und an den Sultan. Doch der Oman, der erst seit den 90er-Jahren überhaupt für den Tourismus geöffnet ist, ist ein Land auf dem Sprung in die Moderne, trotzdem ist es gelungen die ursprüngliche Kultur zu bewahren. Auf dem Land, in der Wüste, gibt es immer noch das traditionelle Beduinenleben, da ist vom Ölzeitalter nicht viel zu spüren.

Foto: Ohne Reifenpanne überstanden die Räder von Margit und Werner Moser die fast dreiwöchige Wüstentour.   

Quelle:
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