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Dienstag, 1. August 2023permalink

Zu Besuch in der Hostienbäckerei im Keller des alten Klosters Maria Hamicolt

Für die Serie „Dülmen - deine Keller“ besuchte die DZ dieses Mal die Hostienbäckerei im Keller des alten Klosters Maria Hamicolt. Norbert Sietmann führt hier eine gut 130-jährige Tradition fort. In seine Aufgabe als Hostienbäcker ist der gelernte Tischler, der stets einen engen Bezug zum Kloster hatte, hineingewachsen. Und sein Rezept findet er im Kirchenrecht.

Von Kristina Kerstan

Andere Bäcker haben Rezeptbücher - Norbert Sietmann das Kirchenrecht. Genauer gesagt: den Codex Iuris Canonici, also den Kodex des kanonischen Rechtes. Der schreibt unter Titel 3, Kapitel 1, Absatz 3, Paragraf 2 genau vor, was an Zutaten der Roruper in seiner Backstube verwenden darf. Nämlich nur reines Weizenmehl und Wasser. Sonst nichts. Und an diese rigorosen Vorgaben halten sich der 58-Jährige und sein Team auch genau. Denn sie backen Hostien - und das jedes Jahr in einer Millionen-Auflage.

An diesem Morgen ist Backtag im Keller des früheren Klosters Maria Hamicolt. Seit 6 Uhr morgens ist Sietmann aktiv, startete mit dem Anrühren des ersten Teigs. Schon beim Mischen der nur zwei Zutaten ist Fingerspitzengefühl gefragt: Weizenmehl ist nicht gleich Weizenmehl.

Auf die richtige Mischung kommt es an

Um die richtige Konsistenz zu bekommen, muss mal etwas mehr, mal etwas weniger Wasser in die Knetmaschine gegeben werden. Danach geht alles durch ein Sieb (bloß keine Klümpchen!) in einen Eimer. Der ist per Schlauch an den Backautomaten angeschlossen, welcher währenddessen langsam Temperatur aufnimmt.

„Ich hätte nie gedacht, einmal Hostienbäcker zu werden“, gibt Norbert Sietmann zu. „Aber das Leben spielt manchmal so.“ Aufgewachsen im Elternhaus rund 800 Meter entfernt, hatte der gelernte Tischler sein Leben lang einen engen Bezug zum Kloster Maria Hamicolt. Bereits sein Vater und Großvater waren hier tätig. „Die Schwestern haben mich schon als Kind auf den Armen gehalten“, berichtet er lachend.

Vom gelernten Tischler zum Hostienbäcker

1989 übernahm er die Stelle als Hausmeister im Kloster, das zu der Zeit noch von Benediktinerschwestern bewohnt wurde. Die Nonnen betrieben damals neben einer Paramenten-Stickerei etwa für Messgewänder eine Hostienbäckerei. „Das war eine typische Klosterarbeit.“ Er erinnert sich noch, wie Anfang der 70er-Jahre eine alte Scheune abgerissen und dafür ein Anbau ans ursprüngliche Klostergebäude errichtet wurde. In den Keller des Neubaus zog die Backstube ein - und ist bis heute hier geblieben.

2015 hat Sietmann die Hostienbäckerei übernommen. Damit führt er eine gut 130-jährige Tradition fort: Bereits 1895, vier Jahre nach ihrem Einzug ins Kloster, starteten die Benediktinerinnen mit der Hostienbäckerei in Hamicolt, die heute eine von weniger als 30 in ganz Deutschland ist.

 

Quelle:
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