Anzeige
Ein Projekt von rorup.net e.V.

Herzlich willkommen in
Rorup



Mittwoch, 8. Januar 2020permalink

Ortwin Bickhove-Swiderski geht in den Ruhestand

Ortwin Bickhove-Swiderski ist am 1. Januar nach 45 Jahren als hauptamtlicher politischer Sekretär der Gewerkschaftsbewegung in den Ruhestand getreten. Nach einer Ausbildung zum Industrie-Kaufmann folgten ein Fachabitur-Wirtschaft, eine Tätigkeit bei einem Bundestagabgeordneten und eine Tätigkeit als SPD-Parteisekretär. Es folgten Tätigkeiten beim DGB-Landesbezirk in Düsseldorf und ein Wechsel zur Gewerkschaft ötv nach Gelsenkirchen.

Beim DGB NRW bestand Bickhove-Swiderskis Aufgabe darin, in dem Kreis Wesel eine Gesamtschule einzurichten, was in Dinslaken gelang. Danach wurde Bickhove-Swiderski zum damaligen ötv Bezirk NRW II nach Bochum berufen und von dort in die ver.di-Zentrale nach Düsseldorf. "Die Tätigkeiten waren völlig unterschiedlich und eine organisatorische und politische Herausforderung", betont er. Durch Weiterbildungen an der Ruhr-Uni in Bochum konnte er zusätzliche Qualifikationen im Bereich der Erwachsenen-Pädagogik und im Arbeits- und Sozialrecht erlangen.

Arbeitskämpfe seien immer die Höhepunkte in der Gewerkschaftsbewegung gewesen: Bickhove-Swiderski durfte erleben, wie die damalige ötv-Vorsitzende Dr. Wulf-Mathies einen Arbeitskampf per Radio- und Fernsehdurchsage für beendet erklärte. "Ich war zu dieser Zeit in Hamm eingesetzt, wir haben noch einen Tag weitergestreikt - das hat richtig Ärger gegeben", erinnert sich Bickhove-Swiderski. "Man wollte uns als politische Sekretäre maßregeln, aber die Altvorderen hatten uns immer beigebracht: Wenn es kompliziert wird, mach es formal. Bei den anschließenden Gesprächen fragte ich dann immer, wo denn die Textstelle in meinem Arbeitsvertrag sei." 1990 wurde Bickhove-Swiderski zum Landesbeauftragen der Gewerkschaft ötv in Brandenburg berufen.

Dann folgte eine lange Zeit als Leiter des politischen Verbindungsbüros zur NRW Landesregierung in NRW. Mit der ver.di-Gründung wurde Bickhove-Swiderski zum Betriebsratsvorsitzenden in NRW gewählt. Dafür wurde er freigestellt. "Auch kein Zuckerschlecken, Betriebsrat bei einer Gewerkschaft", sagt er. "Aber ich habe immer gesagt: Schönwetter Betriebsrat - kann jeder." Daneben hat sich Bickhove-Swiderski immer für die Belange der Feuerwehren eingesetzt. Dafür wurde er von der Landesregierung mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen der Sonderstufe in Silber ausgezeichnet. In den 45 Jahren als Gewerkschaftssekretär nahm Bickhove-Swiderski an Hunderten von Demonstrationen teil - und an noch mehr Sitzungen und Beratungen mit Betriebs- und Personalräten. Seit 1974 ist er Mitglied der SPD und einer DGB-Gewerkschaft. Von 1994 bis 2014 war er SPD-Stadtverordneter in Dülmen, Vorsitzender des Sozialausschusses und stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses. Im Jahr 2015 wurde er mit der Kulturplakette der Stadt Dülmen ausgezeichnet. 1997 wurde er zum DGB-Vorsitzenden in Dülmen gewählt.

Er wird weiterhin der ehrenamtliche DGB-Vorsitzende in Dülmen und der Kreisvorsitzende des DGB im Kreis Coesfeld bleiben. "Weiter werden wir versuchen, der Gewerkschaftsbewegung in Dülmen und im Kreis Coesfeld ein Gesicht zu geben", verspricht der Dülmener. Seit 1994 ist Bickhove-Swiderski auch ehrenamtlicher Richter, heute am Landesarbeitsgericht in Düsseldorf.

"Gewerkschaftsarbeit war immer das Salz in der Suppe", fasst er zusammen. So hätten sie 2013 den Festakt der SPD zur 150-Jahr-Feier mit rund 150 Beamten gestört. Man habe auf die Missstände in den Tower Barracks hingewiesen und die Stadt Dülmen erfolgreich wegen eines 1. Mai-Empfangs in der Alten Sparkasse verklagt. "Beruf kommt von Berufung - Gewerkschaftssekretär war und ist für mich der Traumberuf", so der Ruheständler.

Außerdem sei ihm Heimatgeschichte und die Aufarbeitung der NS-Zeit ein persönliches Anliegen. So hat er die beiden Stolpersteine in Rorup für die Familie Mendel aus eigener Tasche bezahlt. Von seinem Buch "Dülmen unterm Hakenkreuz" hat der Autor über 1 200 Exemplare verkauft. Als DGB und als Einzelperson möchte er in Zukunft "Fridays for Future" unterstützen. "Vielleicht entsteht ja eine neue soziale Bewegung", so Ortwin Bickhove-Swiderski.

Ortwin Bickhove-Swiderski geht in den Ruhestand.

Quelle:
Streiflichter.jpg