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Dienstag, 8. August 2017permalink

Dülmen. Die Geschichte des neuen Buches von Ortwin Bickhove-Swiderski beginnt mit Bauarbeiten. Ein Funktionär der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) mauerte im Jahr 1954 eine Akte ein. Zwei Jahre später wurde die KPD in Deutschland verboten, die Polizei führte zahlreiche Hausdurchsuchungen durch. Gut sechs Jahrzehnte später wurde die Akte an Bickhove-Swiderski gereicht, der sie als Grundlage für sein Buch "Albert Funk - Bergarbeiter und Kommunist" nutzte.

Die Akte führt den Heimatforscher in seine Geburtsstadt Recklinghausen. Im dortigen Polizeipräsidium, das in der NS-Zeit den Namen "Die Hölle von Recklinghausen" erhielt, kommt der Kommunist und frühere Reichstagsabgeordnete Albert Funk 1933 ums Leben, als er sich nach brutalster Folter aus dem Fenster des dritten Stocks des Präsidiums stürzt.

"In der Akte sind rund 200 Berichte und eidesstattliche Erklärungen, die über Verhaftung und Folter von Kommunisten berichten", erklärt Ortwin Bickhove-Swiderski. In einigen dieser Berichte wird auch auf das Schicksal von Albert Funk Bezug genommen, wenn Zeugen über die Folterungen und die Todesumstände berichten.

Mit den Unterlagen macht sich der Heimatforscher auf die Suche nach den Tätern. Er schreibt zahlreiche Archive an, recherchiert fast zwei Jahre lang in über 50 Büchern und zahllosen alten Zeitungsberichten. Und so berichtet das Buch über das Wirken von Gestapo-Leiter Wilhelm Tenholt und seinem Mitarbeiter Leufke. "Die beiden sind auch im Kreis Coesfeld aktiv gewesen und haben ihn politisch auseinandergenommen", berichtet Bickhove-Swiderski. 1949 wird Tenholt vor Gericht gestellt und zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. 1955 folgt die Begnadigung. "Die Richter, die auch schon in der NS-Zeit aktiv waren, haben gesagt, warum solle man den Kommunisten glauben." Zudem sei es interessant, dass es keine Bilder von Tenholt gäbe. Nur ein sehr unscharfes Foto sowie eine Gerichtszeichnung habe er gefunden. Diese haben, trotz der geringen Qualität, den Weg ins Buch gefunden. "Die Bilder sorgen für einen Dokumentations-Charakter", sagt Gabriele Hillebrand, Geschäftsführerin des Dülmener Laumann-Verlages, in dem das Buch erschienen ist. Die Auflage beträgt 200 Exemplare.

Mit seinem Buch möchte Bickhove-Swiderski auch einige Forderungen an die Städte Recklinghausen und Hamm richten. "Wir wollen eine zentrale Gedenkfeier für alle politisch, religiös und rassistisch Verfolgten. Zudem soll eine Straße in Recklinghausen nach Albert Funk benannt werden. In Hamm fordern wir, dass das Grab von Albert Funk unter Denkmalschutz gestellt wird." Der Heimatforscher richtet seinen Blick nach Vollendung des Buches auch wieder auf den Kreis Coesfeld. Im Kreistag gibt es derzeit einen Antrag, die NS-Zeit lückenlos aufzuarbeiten. "Und die Akten aus dem Kreisarchiv würde ich gerne auswerten. Auch wenn das einige Zeit dauern würde." Die alte Akte für sein jetziges Buch soll nun den Weg in ein Archiv finden.

Quelle:
DuelmenerZeitung.jpg