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Mittwoch, 27. März 2019permalink

Kostenlose Ferienwochen für mittellose Krebspatienten - das ermöglicht der deutschlandweit einzigartige Verein "Auszeit für die Seele e.V.", der hierfür inzwischen über 40 Ferienwohnungen und ein Hotel im Pool hat. Auch Michaela Rüping (zweite Person von links) aus Coesfeld freut sich über das Angebot des Vereins, kostenlos eine einwöchige Auszeit auf der Insel Norderney zu verbringen. Freude auch ganz auf der Seite von Annemarie Hunecke (Mitte), die Vorsitzende des Vereins "Auszeit für die Seele e.V.", und ihres Mannes Reinhard (rechts von ihr), denn Konrad Fromme (links) und Ludger Wulf (rechts) von den Motorradfreunden Rorup unterstützen den Verein "Auszeit für die Seele e.V." und machen bei der diesjährigen Saisonauftakttour Ende April eine Bargeldsammlung für die Initiative "Benefiz-Biker".

Gratis-Urlaub für Krebspatienten, die kein Geld für Ferienreisen haben

Verein "Auszeit für die Seele e.V." unterstützt auch im Kreis Coesfeld - und findet hier Mitstreiter

Von Reimund Menninghaus

Die Entscheidung fiel schnell: "Ja, das ist eine tolle Sache, das unterstützen wir gern. Bei unserer nächsten Saisonauftakttour Ende April lassen wir eine Spendenbox dafür rundgehen." So lautete die Reaktion von Konrad Fromme und Ludger Wulf von den Roruper Motorradfreunden, als sie von den "Benefiz-Bikern" erfuhren. Diese Initiative unterstützt den Verein "Auszeit für die Seele e. V.", der es mittellosen krebskranken Menschen ermöglicht, kostenlos Urlaub zu machen - ein Angebot, das auch Michaela Rüping aus Coesfeld nutzt: Nachdem sie vor vier Jahren mit der Diagnose Lungenkrebs konfrontiert worden war, verbringt sie eine einwöchige kostenlose Auszeit auf der Insel Norderney.

"Die Diagnose ,Krebs' verändert das Leben der Betroffenen grundlegend. Nicht wenige sind aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr in der Lage, ihrem Beruf nachzugehen - oft ist dann eine Abwärtsspirale bei den finanziellen Verhältnissen die Folge. Viele können dann keinen Urlaub mehr bezahlen. Hier hilft unser Verein ,Auszeit für die Seele e. V.': Er vermittelt kostenlose Ferienunterkünfte an mittellose Krebspatienten", schildert Reinhard Hunecke. In Israel seit vielen Jahren Gratis-Unterkünfte.

Vor ein paar Jahren hatte er davon gelesen, dass es in Israel dank der gemeinnützigen Initiative Refanah (www. refanah.org) schon lange die Möglichkeit gibt, dass krebskranke Menschen, die kein Geld haben, in dafür zur Verfügung gestellten Ferienunterkünften kostenlos Urlaub machen können. Mittlerweile - so ist auf www.israel-nachrichten.org/archive/21750 zu lesen - stehen hierfür israelweit rund 7 000 Quartiere zur Verfügung. "So etwas kannte ich hier aus Deutschland noch nicht. Und so haben wir uns gesagt: Das leiern wir mal an", berichtet Annemarie Hunecke, wie ihr Mann Reinhard mittlerweile in Rente. Was aber nicht besagt, dass ihr Terminkalender leer wäre. Denn eigentlich jeden Tag ist das Ehepaar aus Bönen damit beschäftigt, das Vorhaben nach vorne zu bringen. Ende 2017 wurde hierfür auch der gemeinnützige Verein "Auszeit für die Seele e.V." gegründet, in dem Annemarie Hunecke das Amt der Vorsitzenden inne hat. 40 Mitglieder zählt der Verein aktuell; der Jahresbeitrag liegt bei 25 Euro. Für Krebspatienten, die einen Gratis-Urlaub machen möchten, ist Mitgliedschaft obligatorisch.

Viele Bürgermeister angeschrieben

Das Ehepaar hat viel in Bewegung gebracht: "Wir haben beispielsweise die Bürgermeister der deutschen Nordsee- und Ostseeinseln und der Küstenorte angeschrieben und unser Anliegen vorgebracht, dass es darum geht, mittellosen Krebspatienten Ferienunterkünfte kostenlos zur Verfügung zu stellen. Inzwischen haben wir nun einen Pool von über 40 Ferienwohnungen auf Norderney, Langeoog, Wangerooge, Spiekerhoog, Amrum, Borkum, auf Usedom, im Havelland, in Cuxhaven und in Krummhörn. Allein in Friedrichskoog wurden uns elf Unterkünfte gemeldet. Und auch in Bayern - am Ammersee und am Chiemsee - haben wir mittlerweile Unterkünfte", so Reinhard Hunecke. "Meistens rennen wir mit unseren Anfragen offene Türen ein. Denn bei fast allen Unterkünften, die unser Verein nutzen kann, haben die Inhaber, deren Verwandte oder Bekannte Krebserfahrungen", so Annemarie Hunecke.

"Kein Wunder", meint Reinhard Hunecke. "Durchschnittlich jede zweite Familie in Deutschland hat früher oder später mit Krebs zu tun." Nun steht der Bereich der Hotellerie im Fokus. "2017 lag die Auslastung in den Hotels an der Küste bei 73 Prozent - selbst vergangenes Jahr, als das Wetter lange Zeit so hervorragend war, lag die Auslastung bei 81 Prozent. Hier sehen wir eine Menge Potential für unsere Idee. Denn ob in einem großen Hotel eine Person mehr oder weniger beherbergt wird, fällt nicht so sonderlich ins Gewicht", so Reinhard Hunecke. Mittlerweile ist ein Hotel auf Wangerooge mit im Pool.

Sogar eine Finca auf Mallorca steht zur Verfügung. "In einer deutschsprachigen Zeitung auf Mallorca stand ein Artikel über unseren Verein - und kurz drauf meldete sich ein Küchen-Großhändler bei uns, der uns sein Anwesen zur Verfügung stellt", freut sich Reinhard Hunecke. Wobei diese Location aber wohl kaum von mittellosen Krebspatienten wird genutzt werden können: "Inzwischen werden preisgünstige Flugangebote seltener", so Reinhard Hunecke. An- und Abreisekosten, Kurtaxe und Endreinigung - das sind Aufwendungen, die die Krebspatienten selber tragen müssen. Angesichts von Grundsicherung (Hartz IV) oder Frühverrentung übersteigt dies dann aber die Möglichkeiten von manch einem.

"Hier kommen die Benefiz-Biker ins Spiel", erklärt Reinhard Hunecke, seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Motorradfahrer. Als die Motorradgruppe eines Schützenvereins in Bönen bei einer Tour von jedem Teilnehmer 20 Euro für den Verein "Auszeit für die Seele e.V." einsammelte und dadurch 440 Euro zusammenkamen, war die Idee dazu geboren, in der Motorradszene Geld zu sammeln, das Krebspatienten für die entstehenden Urlaubskosten zur Verfügung gestellt wird. Nächste Benefiz-Biker-Tour findet Samstag in Essen statt

Seitdem machen Annemarie und Reinhard Hunecke bei vielen Motorradtreffs, in Motorradzeitschriften und Anfang März noch bei der Motorradmesse in Dortmund die Initiative Benefiz-Biker bekannt. "Die nächste Benefiz-Biker-Tour findet jetzt Samstag, 30. März, ab 11 Uhr in Essen statt. Wie man sich hierfür anmeldet, steht auf Facebook bei ,Biker gegen Krebs'", so Reinhard Hunecke. Und rechnet ein großes Potential vor: "Momentan sind 4,3 Millionen Motorräder in Deutschland zugelassen. Wenn jeder Halter nur einmal im Jahr 10 Cent spenden würde, kämen 430 000 Euro zusammen, mit denen wir vielen krebskranken Patienten eine Auszeit ermöglichen könnten."

Dass die Roruper Motorradfreunde bei ihrer Saisonauftakttour - die Gruppe ist komplett - für "Auszeit für die Seele e.V." sammeln, freut das Ehepaar Hunecke. "Jeder Euro hilft", so Reinhard Hunecke, der am 27. April selber mitfahren wird.

Mitarbeiter für drei Monate gesucht

Immer potentiell auch auf der Suche nach einer arbeitslosen Person, die im kommenden Sommer mit dem Motorrad eine Rundtour durch Deutschland macht und Flyer des Vereins in Arztpraxen, Kliniken und bei Motorradtreffs auslegt. "Das Arbeitsamt finanziert dieses Drei-Monats-Projekt. Unser Problem jetzt: Die Person, die es eigentlich machen wollte, kann sich nun doch nicht auf so eine Drei-Monats-Tour begeben", so Reinhard und Annemarie Hunecke.

Beim gemeinsamen Gespräch: von rechts Michaela Rüping aus Coesfeld, Reinhard und Annemarie Hunecke vom Verein "Auszeit für die Seele e.V." sowie Konrad Fromme und Ludger Wulf von den Motorradfreunden Rorup. Foto: Reimund Menninghaus

Seit 15 Jahren finden die Motorrad-Saisonauftaktfahrten in Rorup statt. In diesem Jahr wird für die Initiative "Benefiz-Biker" und damit für den Verein "Auszeit für die Seele e.V." Geld gesammelt. Archivfoto (2011): Reinhold Kübber

Quelle:
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